Hasenherz by Updike John

Hasenherz by Updike John

Autor:Updike, John [Updike, John]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-17T04:00:00+00:00


Die Kastagnetten-Bar hat ihren Namen im Krieg bekommen, als der Südamerika-Fimmel hohe Wellen schlug. Sie ist in einem dreieckigen Gebäude untergebracht, da, wo die Warren Avenue in spitzem Winkel auf die Running Horse Street stößt, im südlichen Teil von Brewer, im Viertel der Italiener, Neger und Polen. Rabbit mag dies Etablissement nicht. Mit seinen Fenstern aus Glasbaustein, die ihm aus dem Gesicht blecken, sieht es wie eine Festung des Todes aus. Das Interieur ist trüb beleuchtet und konventionell und wirkt wie der Empfangsraum in einem modernen Beerdigungsinstitut: überall stehen grüne Topfpflanzen herum, beschwichtigende Musik säuselt, es riecht nach muffigen Teppichen und Jalousieleisten und – das ist der kennzeichnendste Geruch – nach Alkohol. Erst trinken wir ihn, und dann werden wir damit einbalsamiert. Seit ein Mann, der ganz in der Nähe der Angstroms in der Jackson Road gewohnt hat, seinen Posten als Beerdigungsunternehmer-Assistent verlor und Barkeeper wurde, besteht für Rabbit ein Zusammenhang zwischen diesen Berufen. Bei beiden sprechen die Männer sehr leise, sehen sehr gepflegt aus und präsentieren sich immer stehend. Er sitzt mit Ruth in einer Nische nahe der Tür, und durchs Fenster fällt ein leises Wehen roten Lichts ein, wenn die Neon-Kastagnette auf dem Schild draußen hin und her flackert zwischen ihren beiden Positionen, die das Klappern darstellen sollen.

In diesem rosa zitternden Schleier hängt Ruths Gesicht. Sie sitzt Rabbit gegenüber. Er versucht, sich das Leben vorzustellen, das sie geführt hat. Vermutlich fühlt sie sich in einem so scheußlichen Lokal wie diesem hier ebenso zu Haus wie er im Ankleideraum einer Sporthalle. Aber allein schon dieser Gedanke macht ihn nervös. Er wollte vergessen, was hinter ihnen liegt: Ruths liederliches Leben und seine Familie. Er war glücklich, wenn er nachts bei ihr war, oder wenn sie ihre Kriminalromane las, oder wenn er hinunterging ins Feinkostgeschäft, um Ingwerbier zu holen, oder wenn sie abends manchmal ins Kino gingen. Aber so was wie heute – nein. An dem ersten Abend damals hat er den Daiquiri gebrauchen können, aber seither hat er nie wieder Lust drauf gehabt, und er hat gehofft, daß es ihr ebenso gehe. Eine ganze Weile war es auch so, aber seit kurzem stimmt irgendwas nicht mit ihr; sie ist schwer im Bett, und manchmal sieht sie ihn an, als ob er ein Schwein wäre oder so was. Er weiß nicht, was an seinem Verhalten anders geworden sein sollte, aber er weiß, daß die Unbefangenheit, die Leichtigkeit zwischen ihnen gestorben ist. Heute abend hat ihre sogenannte Freundin Margaret angerufen. Es fährt ihm jedesmal durch Mark und Bein, wenn das Telefon läutet. Seit einiger Zeit plagt ihn die Vorstellung, daß es die Polizei sein könnte oder seine Mutter oder sonstwer. Er hat das Gefühl, daß sich da drüben, auf der andern Seite des Bergs, etwas zusammenbraut. In der ersten Zeit, nachdem er bei ihr eingezogen ist, hat ein paarmal das Telefon geklingelt, und dann war eine fette Männerstimme am Apparat «Ruth?», oder es wurde kurzerhand wieder aufgelegt – wahrscheinlich vor Überraschung, daß ganz jemand anders sich meldete. Wenn aber ein Gespräch mit



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